Die Menschheit im Weltall

Elon Musk und Jeff Bezos haben mit ihren Visionen Milliarden gemacht. Beide möchten Weltraumkolonien gründen und die technischen Voraussetzungen dafür schaffen. Wird der Weltraum zur Spielwiese?

Das All: Eine unendliche Projektionsfläche für die Menschheit – und ein Experimentierfeld für die Utopien reicher Unternehmer?

Elon Musk und der Mars

SpaceX-Gründer Elon Musk hat erklärt, dass er bis 2050 eine Million Menschen auf den Mars bringen möchte. Sie sollen dort eine Kolonie bilden und den Planeten praktisch urbar machen. Ein Paradies verspricht er dabei nicht, schon gar nicht ein grünes. Auf die ersten Marsbewohner würde harte Arbeit zukommen, sagt er. Doch er sieht den Planeten als Zufluchtsort einer Menschheit, deren Lebensraum dem Untergang geweiht ist. Er hofft, den Mars per Terraforming bewohnbar machen zu können – also mit Hilfe von Technologien so zu verändern, dass er erdähnlich wird.

Jeff Bezos und das Weltall

Amazon-Gründer Jeff Bezos will mit seinem Unternehmen Blue Origin am liebsten gleich den gesamten Weltraum kolonialisieren. Auch er macht sich Sorgen über die Zukunft unseres Lebensraums, vor allem wegen der Überbevölkerung. Seiner Meinung nach könnte das Sonnensystem ein dauerhaftes Zuhause für eine Billion Menschen bieten. Dies soll vor allem in riesigen sogenannten O’Neill-Raumkolonien möglich sein, die die Bedingungen auf unserem Planeten nachbilden. Die künstlichen Strukturen würden um sich selbst rotieren und dadurch Schwerkraft erzeugen. Es herrsche immer perfektes Klima und sogar Naturschutzgebiete wären möglich. Erst einmal will Bezos aber mit einer Mondbasis beginnen.

Die Ideen beider Milliardäre sind nicht neu. Die Faszination dafür ebenfalls nicht. Neu ist, dass zwei der reichsten Menschen der Welt sich in der Lage sehen, solche Utopien zu verwirklichen. Beide waren schon als Kinder große Science-Fiction-Fans. Beide haben mit ihren Visionen bislang ein Vermögen gemacht. Das Weltall bietet finanziell gesehen astronomische Aussichten und ist gleichzeitig eine Spielwiese für die Träume ihrer Kindheit.

Lassen wir mal die Fragen nach Größenwahn und Allmachtsfantasien außen vor. Nehmen wir an, dass kritische Punkte geklärt wären – wie zum Beispiel die Auswirkung der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper, die Gefahr von kosmischer Strahlung, die Frage, ob der Mensch im All sich überhaupt fortpflanzen und dauerhaft überleben kann und ob er dem auch psychisch gewachsen ist.

Denken wir an den Nervenkitzel, der vielleicht jeden einmal packt: Den Mars zu besuchen, auf einer Raumstation zu leben, das muss ja unglaublich abenteuerlich und spannend sein.

Ja, aber: Wie toll ist es wirklich, wenn der Mensch dauerhaft praktisch nichts von dem mehr um sich hat, was ihn von Anfang an evolutionär geprägt hat? Wie erstrebenswert ist das Leben in komplett künstlichen Welten?

Experimente dazu gab es bereits. Anfang der 1990er Jahre ließen sich acht Personen für zwei Jahre in eine riesige abgeschlossene Glaskuppel in der Wüste Arizonas einsperren. Das Projekt „Biosphäre 2“ geriet für die Bewohner zum Albtraum, obwohl sie zuvor einer strengen Auswahl unterworfen worden waren. Vielleicht könnte man den Versuch heute besser durchdacht und technisch versierter wiederholen. Nichtsdestotrotz bleibt ein erheblicher Zweifel, ob der Mensch in der Lage ist, ein für ihn dauerhaft funktionierendes Ökosystem zu konstruieren.

Vor lauter Suche nach dem Plan B sollte jedenfalls der Planet A nicht aus dem Fokus geraten.

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Quellen:

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