Der Run auf den Mond

Seit 1972 war kein Mensch mehr auf dem Mond. Jetzt plötzlich arbeiten die NASA und China fieberhaft an bemannten Missionen zu dem Erdtrabanten. Was treibt sie dazu?

Der neue Wettlauf zum Mond

Im Juli 1969 sind die US-Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen auf dem Mond gelandet und haben damit Geschichte geschrieben. Es war der Triumph der USA über die Sowjetunion im sogenannten Space Race des Kalten Krieges. 10 weitere US-Astronauten folgten den Pionieren in der Apollo-Ära bis 1972. Dann war Schluss, seitdem war kein Mensch mehr auf dem Mond. Warum eigentlich nicht?

Hat die Menschheit die Mondfahrt verlernt?

Die Hauptgründe für fehlende Mondmissionen liegen in der Kosten-Nutzen-Abwägung. Im Kalten Krieg ging es für die USA und die Sowjetunion um die Vorherrschaft im All. Kosten spielten dabei keine Rolle. Das Apollo-Mondprogramm belief sich damals auf 25,4 Milliarden Dollar, inflationsbereinigt entspricht das aktuell rund 164 Milliarden Dollar. Nach der letzten bemannten Mission 1972 wurde gespart, da man sich keine großen wissenschaftlichen Erkenntnisse von Mondbesuchen versprach und das politische Ziel vorerst erreicht war.

Der Mond macht plötzlich wieder Schlagzeilen

Doch in der letzten Zeit ist der Mond wieder für Schlagzeilen gut und steht im Zentrum des internationalen Interesses. 2023 haben drei unbemannte Missionen den Mond erreicht, allerdings nur eine davon erfolgreich.

  • Im August gelang es Indien erstmals, mit der Mondsonde Chandrayaan-3 eine erfolgreiche weiche Landung hinzulegen. Zuvor hatten nur die frühere Sowjetunion, die USA und China solche sanften Landungen geschafft. Ziel der Chandrayaan-3-Mission war der Südpol des Mondes, eine Region mit gefrorenem Wasser, das die Grundlage für eine dauerhafte Mondkolonie sein könnte.  Es wurde auch ausgeschlossen, dass die elektrisch geladenen Teilchen auf dem Mond den Funkverkehr stören könnten. Außerdem sollte die mineralische Zusammensetzung der Mondoberfläche untersucht werden.
  • Im April scheiterte die erste Mondlandung eines Raumfahrzeuges einer privaten Firma. Es handelte sich um die japanische Mission Hakuto-R. Beim Landeversuch stürzte die Raumsonde ab. Das Unternehmen Ispace wollte mit der Landung das Zeitalter der Nutzung extraterrestrischer Ressourcen einläuten und hatte einen Vertrag mit der NASA abgeschlossen, gesammelte Weltraumproben an die Behörde zu verkaufen. Das ultimative Ziel von Ispace ist, ein Leben auf dem Mond zu ermöglichen.
  • Im August ist die russische Sonde Luna-25 auf die Mondoberfläche abgestürzt. Wie bei der erfolgreichen indischen Mission wäre auch hier der Südpol des Mondes (Wassersuche, Bodenproben) das Ziel gewesen. Russland plant, bis 2024 eine Raumstation auf dem Erdtrabanten zu errichten.
  • Im September hat die japanische Raumfahrtorganisation Jaxa die Sonde SLIM losgeschickt, die Anfang 2024 landen soll. Hierbei werden Technologien für künftige punktgenaue Landungen getestet. Gesammelte Daten sollen für das Artemis-Programm der NASA verwendet werden.
  • Die nächsten geplanten Flüge startet die NASA in Kooperation mit privaten Unternehmen. Sie sollen Fracht zum Mond bringen, darunter den Rover VIPER, der am Südpol nach Eis graben soll.

Wann fliegen wieder Menschen auf den Mond?

Die NASA und China arbeiten aktuell fieberhaft an bemannten Missionen zum Mond. Frühestens 2025 will die NASA im Rahmen von Artemis 3 wieder Astronauten auf den Erdtrabanten schicken, für eine Woche zunächst. Der Zeitplan wackelt allerdings noch, weil das Landungssystem noch nicht fertig entwickelt worden ist. Bis 2030 sollen Menschen auf dem Mond leben und arbeiten, heißt es bei der NASA.

Diesmal findet der Wettlauf ins All gegen China statt. Die Volksrepublik will bis 2030 eine bemannte Mondlandung vollbringen und dort in einem weiteren Schritt eine permanente Forschungsstation errichten.

Der lunare Goldrausch

Hintergrund des neuen Wettlaufs ins All: Es geht um technologische Führungsrollen, verknüpft mit wirtschaftlichen Interessen oder Hoffnungen. Die Schätzungen über den Wert der Rohstoffe auf dem Mond gehen weit auseinander und übersteigen teilweise eine Billiarde Dollar.

Der Mond gilt zum einen als Sprungbrett für weiter entfernte Weltraummissionen wie zum Mars, zum anderen könnte er wertvolle Rohstoffe liefern, darunter Helium 3, was eine „saubere“ Alternative zur klassischen Kernkraft werden könnte. Theoretisch könnte dieser Rohstoff eine Energiequelle für tausende Jahre sein – allerdings beherrscht noch keiner die dafür notwendige Technologie und wie der Abbau auf dem Mond technisch und logistisch stattfinden soll, steht in den Sternen. Allerdings begann jede technologische Entwicklung mit einer Utopie.

Empfehlung:

Wie wäre es denn, auf dem Mond zu leben, wenn auch nur für kurze Zeit? Eine sehr unterhaltsame und informative Dokumentation aus dem Jahr 2019 zeigt, wie es wäre, dort Urlaub zu machen. Nebenbei erfährt man allerhand Hintergrundwissen:

Lesen Sie hier weitere Beiträge zu dem Fokusthema Weltraum.

Quellen:

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