Euro im Blickpunkt (Mai 2022)
Das makroökonomische Umfeld bleibt insgesamt positiv. 2022 wird die Wachstumsdynamik zwar weiter fallen, ein sichtbar positives Wirtschaftswachstum könnte weiterhin erreichbar sein. Omikron wird die Wirtschaft im ersten Quartal weiter belasten. Das aktuell hohe Inflationsniveau wird länger als bisher erwartet anhalten, insbesondere die Entwicklungen in der Ukraine könnten die Energiepreise erneut befeuern.
Konjunktur/Inflation
Die Industrieproduktion in Europa geht im März kräftig zurück: Der Ukraine-Krieg verschärft die Lieferengpässe. Das hinterlässt immer deutlichere Spuren in der Wirtschaft. Die deutsche Industrie erlebt mit einem Minus von 3,9 Prozent (M/M) den stärksten Produktionsrückgang seit 2020. Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Mai von -41 auf -34,3 Punkte gestiegen. Die Bewertung der aktuellen Lage fiel dagegen um 5,7 Punkte auf -36,5 Punkte. In der Summe fallen damit die Konjunktureinschätzungen der befragten Finanzmarktteilnehmer skeptisch aus. In Deutschland führten hohe Importe bei gleichzeitig sinkenden Warenexporten im März zu einem Rückgang des Handelsbilanzüberschusses. Das französische Handelsbilanzdefizit weitete sich im März aus, da die Importe stiegen, während die Exporte im Monatsvergleich leicht zurückgingen.
Rentenmarktentwicklung
Angesichts von Inflationssorgen und der Aussicht auf einen Kurswechsel der Europäischen Zentralbank (EZB) kam es am Rentenmarkt in den vergangenen Wochen zu einem drastischen Ausverkauf. Auf Sicht von drei Monaten favorisieren wir eine Konsolidierung der 10J-Bundesrendite im Bereich um 1 Prozent. Auf Jahressicht könnten wir uns vorstellen, dass die zehnjährige Bundrendite moderat Auftrieb erfährt. So dürfte der EZB-Straffungskurs im kommenden Jahr ein Stück weit fortgeführt werden. Erfüllen sich zudem unsere Erwartungen, dass der Ukraine-Krieg an Brisanz verliert, sollten die längerfristigen Renditen durch die Aussicht auf eine wieder an Schwung gewinnende Konjunktur gestützt werden.
Einer übermäßigen Aufwärtsbewegung der Renditen steht aber vor allem ein nachlassender Teuerungsschub entgegen. In diesem Spannungsfeld dürfte sich die 10J-Bundesrendite auf 12M-Sicht im Bereich um 1,20 Prozent einpendeln.
Geldpolitik
Die jüngsten Äußerungen von EZB-Vertretern lassen darauf schließen, dass mindestens ein Zinserhöhungsschritt des Hauptrefinanzierungssatzes in diesem Jahr sehr wahrscheinlich ist. Im Rahmen der Juni-Ratssitzung werden die geldpolitischen Weichen in Form einer entsprechenden Kommunikation gestellt werden. Eine Aufwärtsrevision der Inflationsprojektionen und ein Beschluss zur Beendigung der APP-Nettoneukäufe bis spätestens Mitte Juli öffnet die Tür für eine Anhebung des Einlagesatzes am 21. Juli. Für den September kann erwartet werden, dass die Notenbanker eine Erhöhung alle Leitzinsen um 25 BP tätigen werden, umder hohen Inflation Rechnung zu tragen.. Vor dem Hintergrund der Änderung in der geldpolitischen Richtung, wird der Blick in die Sitzungsprotokolle des Zentralbankrats wieder interessanter.
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