Euro im Blickpunkt (Februar 2022)

Das makroökonomische Umfeld bleibt insgesamt positiv. 2022 wird die Wachstumsdynamik zwar weiter fallen, ein sichtbar positives Wirtschaftswachstum könnte weiterhin erreichbar sein. Omikron wird die Wirtschaft im ersten Quartal weiter belasten. Das aktuell hohe Inflationsniveau wird länger als bisher erwartet anhalten, insbesondere die Entwicklungen in der Ukraine könnten die Energiepreise erneut befeuern.

Flagge Europa

Konjunktur/Inflation

Nachdem sich die Lage in der Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine in den vergangenen sieben Tagen zu einem handfesten militärischen Konflikt entwickelt hat, sind unsererseits auch die Konjunkturprognosen für die betroffenen Länder anzupassen. Wie sehr die Erwartungen des Wachstums und der Wirtschaftsaktivität nach unten zu korrigieren sind, wird aktuell noch analysiert. Je näher bzw. enger ein Land in Europa mit der Russischen Föderation verwoben ist, desto gravierender werden die Einschnitte sein. Deutschland importiert rund 35% der Rohöleinfuhren aus Russland – bei Gas sind es 55%. Auch Kohle hat einen Anteil von 50%. Der bloße Wegfall dieser Importe wird die deutsche Energieversorgung vor sehr große Herausforderungen stellen – zum „gleichen Preis“ wird dies nicht zu bewerkstelligen sein. Daraus ergibt sich flankierend, dass auch die Erwartungen bezüglich der Inflationsentwicklung neu zu bewerten sind. Der vermutlich hohe Aufwärtsdruck auf die Energiepreise kann nun die vermutete Abflachung der Inflationskurve für 2022 deutlich verzögern oder sogar umkehren.

Rentenmarktentwicklung

Die US-Renditen für Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit haben das Band zwischen 1,4% und 1,7% nach oben durchbrochen. Im März wird die FED die Leitzinsen erstmals anheben. Auf Sicht der nächsten zwölf Monate erwarten wir einen Anstieg auf ein Renditeniveau von rund 2,3%. Die Renditen im Euroraum reagieren mit der Verschärfung der Lage in der Ukraine mit einer sichtbaren „Flight-to-Quality“-Bewegung. Vor allem Bundesanleihen profitieren spürbar von den gestiegenen Risiken in Osteuropa: Fünfjährige Bundesobligationen tummeln sich seit kurzem wieder in den Negativzinsen und auch die Renditen der zehnjährigen Fälligkeiten konnten sich in den vergangenen Tagen halbieren und befinden sich derzeit knapp unter der 20er Marke. Allerdings wird innerhalb der Eurozone diese Entwicklung nicht mit einer einheitlichen Dynamik vorangetrieben – die Spreads zwischen den Ländern weiten sich aus.

Geldpolitik

Durch die Entwicklungen in Osteuropa hat sich die Wahrscheinlichkeit einer Zinsanhebung durch die Federal Reserve im März etwas reduziert. Allerdings ist nicht zu erwarten, dass die US-Notenbank von ihrem eingeschlagenen Pfad deutlich abweichen wird. Dennoch sollte die Liquiditätsversorgung beiderseits des Atlantiks sichergestellt sein. Die Europäische Zentralbank wird die Entwicklung im Energiesektor von nun an genau beobachten – eine Energiekrise würde ihren Fokus wahrscheinlich verschieben. Die Normalisierung der Geldpolitik wird sie vor allem von ihrer Inflationserwartung abhängig machen, ansonsten gilt es aktuell den Transmissionsmechanismus im Euroraum zu gewährleisten.

Ihre Bewertung
Vielen Dank für Ihre Wertung. Ihre Wertung:
Durchschnittliche Bewertung:
4.1
Anzahl abgegebener Bewertungen:
11

Kommentare

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Halten Sie sich mit unserem

Alert-Abo auf dem Laufenden.

Und erhalten Sie eine E-Mail bei neuen Beiträgen.

Jetzt abonnieren