Die Corona-Pandemie, neue Virusvarianten und die Bekämpfung der wirtschaftlichen Folgen sind schon seit einiger Zeit das dominierende Thema an den Kapitalmärkten. Die nun stark steigende Inflation und eine mögliche Straffung der Geldpolitik kommen hinzu. Daneben mixt sich aber ein zunehmend schwieriges und unübersichtliches politisches Umfeld zusammen.
In Europa vertieft sich die Spaltung der Gesellschaften – befördert von den coronakritischen Schichten in den Bevölkerungen, die zunehmend von rechten Gruppen instrumentalisiert werden. Daneben spitzt sich der Konflikt zwischen Russland und Europa zu. Dabei ist der Streitpunkt weiterhin die Ukraine. Das zugrundeliegende Problem ist aber die mögliche Erweiterung der NATO bis an die Grenzen von Russland. Dazu kommen die vielschichtigen Spannungen rund um China. Diese spannen sich über den Umgang mit Taiwan und Hongkong, die menschenrechtlich unhaltbare Situation der Uiguren, die zunehmende wirtschaftliche Abhängigkeit von Entwicklungsländern und last but not least die fester werdende wirtschaftspolitische Fesselung vieler westlicher Unternehmen. Der zugrundeliegende Konflikt besteht dabei zwischen den USA als bestehende Weltmacht und China als aufstrebende Weltmacht, der sich sicherlich nicht schnell lösen lässt.
Die Analyse und potentielle Lösung jedes einzelnen Problems sind umfangreich und kompliziert. An den Finanzmärken werden diese Probleme aber nicht beachtet. Dies liegt zum einem daran, dass zurzeit keine unmittelbare wirtschaftliche Gefahr ausgeht. Aber auch die Erfahrung in den letzten Jahren, dass solche Probleme am Ende keine dauerhaften wirtschaftlichen Einschränkungen mit sich gebracht haben, dürfte zu dieser Gelassenheit beitragen. Damit ist auch klar, wann die Finanzmärkte ihr Verhalten ändern werden: dann, wenn durch einer dieser Krisen oder die Kombination von mehreren die wirtschaftliche Entwicklung der Länder und/oder Unternehmen ungünstig beeinträchtigt wird.
Was also tun? Vor Angst und Sorge erstarren? Nein, weiterhin auf die Vernunft und Rationalität der beteiligten Parteien zählen. Von einer ungebremsten Eskalation hat aus meiner Sicht keine Partei etwas.
Dies gilt leider nicht immer in Europa, hier ist die Irrationalität Teil des Konzeptes. Daher muss man in Europa eher auf die eigentlich gut etablierten und auch akzeptierten staatlichen Strukturen zählen und dass die große Mehrheit der Europäer die aktuelle Politik im Grundsatz unterstützt.
Natürlich muss man jede einzelne politische Krise beobachten und analysieren und – wenn notwendig – die entsprechenden Schlüsse für die Portfolien ziehen. Bislang ist letzteres aber nicht notwendig.
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