Der Goldpreis ist in den letzten Tagen kräftig gefallen und hat mit einem Kurs von rund 1700 $/Unce den Jahrestiefstand erreicht. Auslöser für die heftige Kursreaktion waren die sehr positiven US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag. Die Arbeitslosenquote in den USA ist im Juli auf 5,4% gefallen. Mit dieser positiven Entwicklung sind die Sorgen bei den Investoren gestiegen, dass die US-Notenbank schneller als bislang erwartet das geldpolitische Umfeld straffen könnte. Mit der zunehmenden Erwartung, dass die Zinsen doch auch mal wieder steigen könnten, verliert Gold an Attraktivität, da damit die Opportunitätskosten der Goldhaltung perspektivisch steigen.
Zinsen oder besser das erwartete Zinsniveau sind natürlich nur eine Komponente bei den Überlegungen, ob man in Gold investieren sollte. Dies ist aber aus meiner Sicht nicht das entscheidende Argument. Die Notenbanken haben sich in den letzen Wochen durch moderate Anpassungen ihrer jeweiligen Strategien und Zielfunktionen die Möglichkeit eröffnet, auf Inflationsbeschleunigungen nicht oder nur sehr gedämpft reagieren zu müssen. Damit ist es wahrscheinlicher geworden, dass das Zins- und Renditeumfeld auch in Zukunft sehr moderat bleiben wird. Damit werden die Regierungen auch in Zukunft die Möglichkeit haben, sich zu sehr günstigen Konditionen zu verschulden, was sie aus meiner Sicht auch nutzen werden und wohl auch müssen. Damit werden die Verschuldungsquoten, trotz eines steigenden nominalen Wachstums, in den kommenden Jahren hoch bleiben.
Spätestens ab Mitte 2022 wird wohl die Frage diskutiert, wie sich die Wirtschaftsdynamik nach dem Coronaschock und den umfänglichen Coronahilfen entwicklen wird. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Wachstumsdynamik an das schwache Niveau von vor der Corona-Pandemie anknüpfen wird. Die bislang sehr schwache Investitionsdynamik deutet auf eine solche Entwicklung hin. Damit wird dann auch die Diskussion über die Schuldentragfähigkeit aufkommen.
Das Umfeld für Gold hat sich aus meiner Sicht nicht wirklich verändert. Die Verschuldung sollte hoch bleiben, die Zinsen dürften nicht nachhaltig steigen und mittelfristig dürfte das Wirtschaftswachstum wieder auf einen eher lethargischen Pfad einschwenken. Dies sollte man sich vergegenwärtigen, wenn man die jüngste Kurskorrektur betrachtet.
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