Corona, Wachstum und Inflation

Wenn nicht noch eine Killermutation, eine alle Impfstoffe unterlaufende Variante des Coronavirus auftaucht, ist Coronapandemie an den Finanzmärkten weitestgehend abgehakt. Im Grundsatz geht es jetzt noch um die Fragen, wann die Herdenimmunität erreicht wird und damit die Länder wieder vollständig öffnen können. Medial ist zurzeit nur noch der organisatorische Nachklapp zu sehen und die politische Aufarbeitung der aufgelaufenen Unzulänglichkeiten.

Die wirtschaftliche Entwicklung sollte sich in den kommenden Wochen somit deutlich beschleunigen und – wenn sich das Ausgabenverhalten der privaten Haushalte normalisiert – teilweise regelrecht explodieren. Dies ist in den Finanzmärkten aber auch schon weitestgehend berücksichtigt worden. Somit sollte man von dieser Entwicklung keine nennenswerten Impulse mehr erwarten.

Mit der Öffnung der Volkswirtschaften und der Beschleunigung der wirtschaftlichen Aktivität sollten sich die Preisüberwälzungsspielräume vergrößern und die Inflationsdynamik zunehmen. Die aktuelle Inflationsbeschleunigung ist aber noch nicht auf solche fundamentalen Entwicklungen zurückzuführen, sondern beruht auf statistischen Basiseffekten. Jedoch wird in den kommenden Monaten die Inflationsentwicklung in die Scheinwerfer der Aufmerksamkeit kommen. Denn mit der Preissteigerung hängt auch die zukünftige Notenbankpolitik ab. Die Notenbanken waren mit der Nullzinspolitik und den üppigen Liquiditätsspritzen ein wichtiger Pfeiler für die überaus positive Entwicklung der Finanzmärkte.

Die Notenbanken werden die Inflationsentwicklung in den kommenden Monaten zwar genau beobachten, aber sicherlich nicht mit Hyperaktionismus reagieren. Zurzeit ist das wahrscheinlichste Szenario, dass sich die Dynamik der Inflation im Laufe des Jahres 2022 wieder normalisiert, da dann auch die Strahlkraft der Konjunkturprogramme nachlässt.

Die eigentlich spannende Phase zur Analyse der Inflation kommt eigentlich erst Mitte 2022. Zu diesem Zeitpunkt wird man sehen, wie sich die hohe Liquidität auswirken wird. Zurzeit liegt der überwiegende Teil der Überschussliquidiät im Bankensystem und ist damit nicht inflationswirksam. Wenn sich daran nichts ändert, dann können die Notenbanken die nicht mehr benötigte Liquidität relativ problemlos wieder abschöpfen. Das eigentliche Problem entsteht aber, wenn die Liquidität aus dem Bankensektor ihren Weg in die reale Wirtschaft findet. Der übliche Weg ist hierbei der Kreditkanal. In diesem Fall stehen wir vor einer längeren Phase der höheren Inflation. Die Notenbanken müssten (über kurz oder lang) darauf reagieren und die geldpolitischen Zügel anziehen – mit spürbar nachteiligen Folgen für die Finanzmärkte.

Es ist aber jetzt noch etwas früh darüber zu spekulieren. Die nächsten Monate dürften was die Inflation betrifft, noch nicht spektakulär werden und die Finanzmärkte sollte sich relativ geordnet entwickeln. Aber natürlich bleiben Sie hier immer auf dem Laufenden.

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