Die dritte Welle offenbart die Probleme in Europa

Die dritte Coronawelle rollt an oder ist auch schon da. Aber es scheint sicher zu sein, dass die Coronafallzahlen in den nächsten Tagen und Wochen wieder steigen werden. Gleichzeitig erreicht die Pandemiemüdigkeit in Europa und Deutschland fast täglich einen neuen Höhepunkt und die Impfungen und die Beschaffung von Impfstoffen verläuft weiterhin sehr schleppend. Zudem reißt die Diskussion über mögliche Gefahren, die von den Impfungen ausgehen, auch nicht ab, was ebenfalls ein sehr ausgeprägtes europäisches Phänomen ist. In Deutschland kommen noch die politischen Turbulenzen um die Geschäfte mit Masken hinzu, welche in den laufenden Wahlkämpfen natürlich ausführlich diskutiert werden und das sowieso beschädigte Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der politischen Führungsriege weiter unterminiert. Um die Schwierigkeiten in Europa noch zu unterstreichen, kommen aus den USA sehr gute Nachrichten zum Fortschritt der Impfungen und US-Präsident Biden hat sogar die Hoffnung, dass man die Feierlichkeiten zum 4. Juli fast wieder normal durchführen kann.

In Europa mischt sich ein perfekter Cocktail zusammen. Einen abermaligen Lockdown kann man sich nicht leisten. Die politischen Führungsriegen können eigentlich nur noch auf einen warmen März und April hoffen, damit man die Restriktionen dann schnell lockern kann. Aus wirtschaftspolitischer Sicht hat man eigentlich alles getan, um die Schäden an der wirtschaftlichen Struktur möglichst klein zu halten. Wenn man noch mehr Geld hierfür aufwendet, dürfte der mittel- und langfristige Schaden den kurzfristigen Nutzen nun endgültig übersteigen. Man müsste nun die Impfstrategie ändern und das Konzept des maximalen Schutzes für die älteren Bürger überdenken. Aus meiner Sicht sollte man zumindest darüber offen diskutieren, ob es nicht sinnvoller wäre, wenn man zunächst die 20 – 60-jährigen impft und damit das wirtschaftliche Leben wieder öffnet. Jedoch würde dann der Mangel an Impfstoffen deutlicher sichtbar werden.

Die wirtschaftspolitischen Schäden der Coronapandemie dürften in Europa absolut aber auch im Vergleich zu anderen Regionen sehr groß ausfallen. Die üppigen staatlichen Hilfen überdecken zwar das gesamte Ausmaß, aber die Reaktion der EZB auf den leichten Zinsanstieg in den letzten Wochen zeigt, wie angespannt die finanzpolitische Lage ist. Wenn nicht schnell eine Änderung in der politischen Agenda und Erfolge sichtbar werden, sollte Europa und auch Deutschland, durch die Coronakrise Marktanteile im globalen Handel verlieren, was sich dann auch mittelfristig ungünstig auf die wirtschaftliche Dynamik auswirken würde. Die dann notwendigen Anstrengungen, um diese Verluste wieder auszugleichen, werden enorm sein und ein deutlich dynamischeres wirtschaftspolitisches Konzept erfordern.

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