Der Goldpreis ist in den letzten Monaten spürbar gefallen und liegt aktuell bei rund 1.770 USD/Unze. Der Abstieg des Goldpreises ging einher mit dem aufkommenden Konjunkturoptimismus seit Herbst 2020. Damit verliefen sich die durch die Coronakrise und den starken Wachstumseinbruch hochgeschraubten Krisenängste vieler Anleger. Zudem sind die Renditen für Staatsanleihen wieder gestiegen und haben zumindest in den USA auch in den kürzeren Laufzeitbereichen wieder ein positives Niveau erreicht. Für 10-jährige Laufzeiten liegen die Renditen für US Staatsanleihen sogar über 1,5%. Damit sind die Opportunitätskosten für Gold gestiegen, was Gold per se etwas unattraktiver macht. Somit lässt sich der Rückgang des Goldpreises gut durch diese Faktoren erklären.
Andererseits spricht strukturell weiterhin auch einiges für Gold. Die Zentralbanken unterstützen seit Jahren die globale Wirtschaft mit niedrigen Zinsen und einer starken Ausweitung ihrer Bilanz. Damit ist die Geldmenge und die Überschussliquidität kräftig gestiegen. Damit gehen eigentlich relativ deutliche Impulse für die Inflation einher und die Sorge, dass die Inflation in der Zukunft steigt, ist entsprechend auch gestiegen. Auch wenn es sich am Goldpreis nicht direkt ablesen lässt – die höheren Inflationserwartungen spiegeln sich im Anlegerverhalten wider. So ist nach Angaben des World Gold Council der Absatz an Goldbarren und -münzen zuletzt um 36% auf 339,5 Tonnen gestiegen. Deutschland war nach China der größte Käufer. Dagegen ist das Interesse nach an Gold besicherten Wertpapieren, wie ETC, gefallen. Dabei konnte die zusätzliche Nachfrage nach physischen Gold die geringere Nachfrage nach ETS u.ä. nicht ausgleichen und der Goldpreis ist entsprechend gefallen. Die verstärkte Nachfrage nach physischen Gold dürfte dabei von der höheren Inflationserwartung getrieben worden sein.
Ist Gold nun noch attraktiv? Zur Beantwortung dieser Frage muss man aus meiner Sicht zunächst berücksichtigen, dass Gold nicht vordergründig als ein starker Renditebringer im Depot betrachten werden sollte, sondern als Absicherung gegen turbulente und krisenbehaftete Zeiten. Entsprechend ist auch der Anteil im Portfolio zu bemessen. Leider kündigen sich Krisen und unsichere Zeiten in den wenigsten Fällen im Voraus an, sondern kommen ihrer Natur folgend, überraschend. Daher ist es ratsam, sich die Absicherung zuzulegen, wenn die Kosten relativ günstig sind – was für Gold zurzeit zutrifft, zumindest wenn man die kürzere Historie betrachtet. Wenn die Krise ausbleibt, was meine Hoffnung ist, dann wäre zwar die Absicherung nicht rentabel, dafür sollten aber die risikobehafteten Bestandteile im Depot, wie z.B. Aktien, eine positive Rendite ausweisen, die den Rückgang im Goldpreis mehr als ausgleichen dürfte.
Kommentare
Hinterlassen Sie eine Antwort
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.