Nach dem Corona-Schock im letzten Jahr haben sich die Aktienmärkte wieder erholt und haben zwischenzeitlich in vielen Ländern neue Höchststände erreicht. Insbesondere die Aktien in den USA scheinen kein Halten mehr zu kennen. Die Gründe für diese sehr gute Entwicklung an den Aktienmärkten sind recht offensichtlich: die enormen staatlichen Hilfs- und Unterstützungsprogramme für die Wirtschaft, die staatlichen Fiskalprogramme zur konjunkturellen Belebung und natürlich die niedrigen Zinsen und Renditen. Letztere werden durch die geldpolitischen Instrumente der Notenbanken sichergestellt.
Kurssteigerungen an den Aktienmärkten werden im Wesentlichen von der Phantasie und Erwartungen über zukünftige Ertragssteigerungen getragen bzw. entsprechend neue Nachrichten. Nun ist es schwer vorstellbar, dass die staatliche Verschuldung weiter mit diesem Tempo wächst; daher sollte man hier keine neuen großen Impulse erwarten. Auch von den Notenbanken kann man kaum noch neue Impulse erwarten, da hier das Pulver weitestgehend verschossen wurde. Im Gegenteil, wenn die in den Aktienmärkten implizit erwartete Konjunkturerholung tatsächlich Realität wird, müssen die Notenbanken das geldpolitische Umfeld deutlich straffen. Wenn dies unterbleibt, dürfte die Inflationsdynamik spürbar anziehen. Spätestens dann werden die Notenbanken den extrem lockeren geldpolitischen Kurs aber beenden.
Soweit die kurze Analyse – nun zu Fragen über Fragen:
Soll man jetzt noch in den Aktienmarkt einsteigen?
Eine Fortführung der aktuellen breitangelegten Kurssteigerungen ist unwahrscheinlich, da zukünftig die notwendigen Impulse weniger werden (z.B. wurden bei den meisten relevanten Frühindikatoren bereits sehr hohe Stände erreicht).
Steht dann ein Ausverkauf an?
Nein das nicht, aber kleinere Korrekturen sind wahrscheinlicher geworden.
Was dann?
Die Konjunktur dürfte sich tatsächlich erholen und die Gewinne der Unternehmen werden damit steigen. Somit dürften Ausschüttungen, Dividenden und Aktienrückkaufprogramme wieder an Bedeutung gewinnen. Zudem sollten in Zukunft die Auswahl der Sektoren eine wichtigere Rolle spielen.
Und die Risiken:
Kurz gesagt, dass die erwartete Konjunkturerholung nicht so kommt und die wirtschaftliche Erholung spürbar schwächer ausfällt oder dass die Notenbanken den langsamen Ausstieg aus dem aktuellen geldpolitischen Umfeld stark beschleunigen müssen. Neben diesen einschätzbaren Risiken gibt es noch schwerwiegende Risiken (black swan), wie eine Mutation des Coronavirus, die die Impfungen unterlaufen kann und damit Impffortschritte zunichte macht.
Zusammengefasst wird es am Aktienmarkt schwieriger und eine professionelle, risikoorientierte Positionierung wird an Bedeutung gewinnen. Man wird also tiefere Einsichten und mehr Erfahrung brauchen, um durch diese Phase zu navigieren.
In diesem Sinne – bleiben Sie uns gewogen.
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Lingemann
Moin - immer verständnisvoll und präzise auf den Punkt gebracht !