Der zunehmende Wachstumsoptimismus, die weiterhin niedrigen Notenbankzinsen und die steigende Verschuldung haben in den letzten Wochen zu einem Anstieg der Inflationserwartungen geführt. Hintergrund ist hierbei die Erwartung, dass die Notenbanken eine höhere Inflationsrate tolerieren werden, um es den Staaten zu ermöglichen, ihre stark steigende Schuldenlast mittelfristig, im Verhältnis zum nominalen Wachstum, stabilisieren zu können. Wenn das nominale Wachstum höher ist als die Renditen, dann fällt bei nachlassender Neuverschuldung die Verschuldung in Prozent des BIP.
Die gestiegene Inflationserwartung hat sich nun auch bei den Renditen für länger laufende Staatsanleihen bemerkbar gemacht und zu einem Anstieg geführt. Insbesondere in den USA kam es zu einem leichten Anstieg. So sind die Renditen für 10-jährige Anleihen in den letzten Wochen um rund 0,2 Prozent-Punkte gestiegen auf jetzt rund 1,1 Prozent. Historisch betrachtet ein weiterhin sehr niedriger Wert aber der Anstieg hat Sorgen ausgelöst, dass die Notenbanken durch ihr Verhalten zu einem stärkeren und nachhaltigen Anstieg der Renditen für Staatsanleihen mit einer Laufzeit von mehr als 10 Jahren beitragen.
Nachhaltige höhere Renditen wären nicht nur für Staaten und deren Schuldentragfähigkeit ungünstig. Staatsanleihen von relativ sicheren Schuldnern, wie die USA oder Deutschland, könnten bei steigenden Renditen mit der Zeit auch wieder eine attraktive Assetklasse werden. Investoren könnten dann geneigt sein, Kapital aus Aktienmärkten oder Gold wieder in diese Anleihen umzuschichten und damit eine deutliche Neubewertung dieser Assetklassen auslösen, die mit spürbaren Kursrückgängen verbunden wäre.
Aus meiner Sicht ist es noch viel zu früh, sich um Inflation nachhaltig Sorgen zu machen. Zum einen sind die Kapazitäten in den Staaten merklich unterausgelastet und die entsprechenden Produktionslücken sehr groß. Das Lohnwachstum sollte damit moderat bleiben und für die Unternehmen ist kaum Raum vorhanden, die Preise anzuheben. Zudem scheint sich die Erholung der Konjunktur in den Industrieländern etwas langsamer zu entwickeln, da die Verfügbarkeit der Impfstoffe nicht im vollen Umfang gegeben ist. Es deutet also viel darauf hin, dass die aktuell gestiegenen Inflationserwartungen nicht dauerhaft auf dem höheren Niveau verharren werden sondern wieder fallen. Damit einhergehend sollten auch die Renditen wieder fallen.
Die gestiegenen Renditen sind aus meiner Sicht zurzeit also noch kein Grund für Aktionismus bei der Assetallokation. Die aktuelle Phase zeigt jedoch, dass Staatsanleihen der Industrieländer kaum noch Potential für Kursgewinne haben. Umso mehr dürften in den kommenden Monaten Aktien mit stabilen Geschäftsmodellen in der Gunst der Anleger liegen.
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